Porta Praetoria
Im Rahmen des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ ist es dem Verein gelungen, eine grundlegende Außen- und Innensanierung der Porta Praetoria von 2016 bis 2018 durchzuführen. Die Porta Praetoria ist das höchste, noch in Teilen aufrecht stehende Bauwerk der Römerzeit in Bayern und gilt als bedeutendster Römerbau hierzulande.
Im Rahmen des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ ist es dem Verein gelungen, eine grundlegende Außen- und Innensanierung der Porta Praetoria von 2016 bis 2018 durchzuführen.
Die Porta Praetoria ist das höchste, noch in Teilen aufrecht stehende Bauwerk der Römerzeit in Bayern und gilt als bedeutendster Römerbau hierzulande. Ihr ist in Deutschland nur das noch besser erhaltene und größere römische Stadttor von Trier, die Porta Nigra, zur Seite zu stellen. Die Regensburger Porta Praetoria bildete das nördliche, dem feindlichen Germanien zugewandte Tor im Geviert des Legionslagers.
Spuren von den weiteren drei Toranlagen dürften sich – wenn überhaupt – nur noch als Fundamentreste tief im Boden erhalten haben. Man muss sich vergegenwärtigen, dass das Westtor des einstigen Legionslagers bereits mit der ersten Erweiterung der Stadtbefestigung um 920 kein Außentor mehr war, während das Ost- und das Südtor mittelalterliche Umbauten erfahren haben (Schwarzes Burgtor und Peterstor), bevor das eine im frühen 14. Jahrhundert mit der Ausweitung der Stadtbefestigung nach Osten und das andere mit der Aufgabe der Stadtmauer nach Kriegsschäden durch napoleonische Truppen bei der Erstürmung Regensburgs 1809 überflüssig geworden waren.
Dagegen war die römische Porta Praetoria noch 932 als Porta Aquarum, d.h. als „Wassertor“
und damit als Tor zur Donau, bekannt und offenbar auch genutzt, bevor sie dann – spätestens nach der Errichtung der Steinernen Brücke zur Mitte des 12. Jahrhunderts – ihre Funktion als städtisches Nordtor wegen der Umstrukturierung der Stadtbefestigung mit einer unmittelbar am südlichen Donauufer entlangziehenden Mauer verlor. 1649 wurde das bischöfliche Brauhaus seitlich an den östlichen Torturm angebaut, und vor die Tordurchfahrt
setzte man das Schlafhaus der Brauburschen.
Als dieses Gebäude 1885 abgerissen wurde, kam der Torbogen der Porta Praetoria wieder zum Vorschein, und durch den Abbruch des Sudhauses, das bis 1910 an der Stelle der heute östlich anschließenden Freifläche stand, wurde auch die Ostseite des Torturmes freigelegt.
Der heute sichtbare Baubestand der Porta Praetoria besteht in der Hauptsache aus vier Elementen, die alle in die Nordfassade des Bischofshofs integriert sind: Der Ostturm (erhalten mit Erdgeschoss und einem Obergeschoss) und der westliche Torbogen der ehemals doppelten Durchfahrt sowie die Zusetzung aus wiederverwendeten Großquadern an Stelle des östlichen Torbogens und die Reste der Quadermauer im unmittelbaren Anschluss des ehemaligen Westturms. Die Toranlage trägt deutliche Spuren bzw. Beschädigungen der langen Nutzungszeit, vor allem durch nachrömische Anbauten, wovon im östlichen Torturm Balkenlöcher und Fenstereinbrüche sowie ein mit Großquadern erkennbar wieder zugesetzter Türdurchbruch auf der Ostseite zeugen.
Die Reste der Porta Praetoria erheben sich bis etwa 11 m Höhe über das heutige Straßenniveau, wobei die gesamte Sockelzone der Quader fast einen Meter tief im Erdreich
steckt. Am Fuß des Torturms erkennt man noch den Vorsprung der sich nach unten fortsetzenden hohen Basislage. Bei angenommenen drei Geschossen und einem aufgesetzten Dach dürfte die Gesamthöhe der Türme ehemals über 20 m betragen haben.
Der östliche Torturm ist als halbrund vorspringender Flankenturm ausgebildet und
besteht – wie die gesamte bekannte Toranlage – aus monumentalen Kalksteinquadern,
die in der Regel ohne Mörtelbindung aufeinander gesetzt sind. Bauforscherische Untersuchungen erbrachten den Beweis, dass die Porta Praetoria in der Architektursprache
der korinthischen Ordnung angelegt wurde. Bei genauerer Betrachtung sind am Ostturm noch die Reste von drei angedeuteten Wandsäulen (Pilaster) erkennbar, am deutlichsten noch an dessen Nordwestsegment. Diese Pilaster waren zusammen mit den darüber in etwa sechs Metern Höhe umlaufenden profilierten Gebälk (Architrav) und weiteren, nicht mehr sichtbaren Gesimsen Bestandteile des unvollendeten Bauschmuckes der Porta Praetoria.
Fertiggestellt wurde diese Bauzier bewiesenermaßen nie, doch war die Toranlage selbstverständlich funktionstüchtig und durchaus imposant.
Über einer etwas vorkragenden Quaderlage sitzen im Obergeschoss des Torturmes fünf Rundbogenfenster. Ihre Zwischenpfeiler zeigen noch verhältnismäßig gut erhaltene Profilierungen an den Kämpfersteinen.
Darüber verlief wiederum ein Gesims als Überleitung zu einem zweiten Obergeschoss. Dessen heute sichtbare Substanz stammt jedoch aus nachrömischer Zeit und ist in die Hotelnutzung einbezogen. Eine dort im Innenraum entdeckte Stufe diente einst als Auflager eines Deckenbalkens und definiert damit die Höhe des Geschosses mit dem Übergang zum arkadenartigen Überbau der Tordurchfahrten,
so dass dessen Höhe gesichert ist.
Dem Aufbau der Trierer Porta Nigra entsprechend, könnte sogar noch ein weiteres Turmobergeschoss und eine zweite Arkadenreihe über der Durchfahrt existiert haben. Mit insgesamt dann vier Geschossen und einer Dachkonstruktion würde sich
eine Höhe der Tortürme von fast 30 m ergeben.
Der Bogen der etwa vier Meter breiten und ehemals fünf Meter hohen Toröffnung besteht aus 13 aufeinander zugerichteten, allerdings nicht ganz präzise als Kreissegmente ausgebildeten Kalksteinblöcken. Noch leidlich gut mit Teilen seiner Profilierung erhalten ist der Kämpferblock unter dem östlichen Bogenansatz. Sein Gegenstück auf der Westseite des Bogens ist dagegen bis zur Unkenntlichkeit beschädigt. Da seit der Römerzeit die Kulturschichten im Inneren des Legionslagers meterdick angewachsen sind, führt nun eine steil ansteigende Treppe durch den Torbogen hinauf in den Innenhof des Bischofshofes.
In antiker Zeit jedoch verlief von hier aus die Via Praetoria als Nord-Süd-gerichtete Hauptstraße in gerader Linie auf das Stabsgebäude in der Lagermitte zu.
Das zwischen Turm und Bogen sichtbare unregelmäßige Quadermauerwerk stellt die Zusetzung des linken Torbogens dar, deren Grund und Zeitstellung noch nicht geklärt werden konnten.
Wenn die Vermauerung der zweiten Tordurchfahrt nicht erst im Mittelalter, sondern schon in römischer Zeit durchgeführt wurde, mag es sich um eine Schutzmaßnahme in Zeiten der bedrohlichen Germaneneinfälle gehandelt haben, die bereits um die Mitte des 3. Jahrhunderts einsetzten und auch im Inneren des Legionslagers mehrfach zu großflächigen
Verwüstungen führten.
Die Anhaltspunkte für die Lage des nicht mehr vorhandenen Westturmes, dessen Grundriss im Gehsteigpflaster nachgebildet ist, stützen sich auf archäologische Sondagen. Nur einige Quader der Lagermauer haben sich unmittelbar an diesen Turm anschließend noch erhalten.
Sonst sind unter der Fassade des Bischofshofs im Übrigen keine weiteren römischen Bauteile mehr verborgen. Allerdings zeigen zwei übereinander liegende Innenräume des Ostturmes noch das originale, der Außenseite entsprechende Großquadermauerwerk, wenngleich dieses innen stellenweise in der Neuzeit ausgeflickt und abgearbeitet wurde.
Ebenso ist die innere Geschosseinteilung nicht mehr original. Die Sanierung des Ostturmes in den Jahren 2016 und 2017 ermöglichte die rückseitige Erschließung des oberen Raumes durch eine Glastüre, die den Blick ins Innere freigibt, sowie die Einrichtung einer Informationszentrale für das neue „document Porta Praetoria“.
Diese groß angelegte Maßnahme wurde zu zwei Dritteln im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert.
Da die Wortmarke „document“ in Regensburg für denkmalbezogene Wissensvermittlung am authentischen historischen Ort steht, erfolgt auch hier eine multimediale Information über das Bauwerk. Dieser Innenraum des Turmes ist im Rahmen von Führungen zugänglich.
Vom Anschluss der von der Porta Praetoria nach Osten ziehenden Lagermauer sind keine Quader erhalten. Um die Flucht der Legionslagermauer in diese Richtung weiter zu verfolgen, ist es lohnenswert, folgenden „Passpunkt“ zu beachten: An der Ostseite des Turmes endet das Gesims an der Stelle, an der die Rundung in die gerade Ostflanke übergeht.
Hier würde man den einstigen Ansatz der Lagermauer mit dem Übergang zur steinernen Brustwehr in etwa 7 m Höhe erwarten. Allerdings scheint die Mauer nach Ausweis eines Baubefundes 25 m weiter östlich zumindest in einer frühen Phase diese Höhe nicht ganz erreicht zu haben.